Lange Nase aus Pinienholz ...................................
Es war einmal ein Stück Holz. mit diesem Satz beginnt das berühmte Kindermärchen "Pinocchio".
Und womit der italienische Autor Carlo Collodi anfängt, damit fängt auch der Musiker, Komponist und Percussionist Stefan Blum im Erzähl-Konzert an: Es wird rhythmisch gehämmert, gesägt und auf Holz geklopft- während Erzähler Stefan Wilkening beschreibt, wie Schreiner Geppetto die ungelenke Holzpuppe mit der hübschen Lügennase fertigt. Zum fünften Mal setzt Stefan Blum eine Kindergeschichte musikalisch um. Wichtig ist ihm dabei besonders, dass auch die Musik die Geschichte erzählt. "Es muss ein Gleichgewicht zwischen den Tönen und Text enstehen und immer etwas Ungewöhnliches passieren." Das Cello lässt also mit knarrzenden, in die Länge gezogenen Tönen die Pinienholznase wachsen und ein auf der Trommel herumhüpfender Flummy erzeugt die merkwürdigsten Geräusche. Jazz, Sambaklänge und viel moderne Musik - Blum macht aus der weltbekannten Geschichte ein neues, anspruchsvolles 'Hörspiel'. Nicole Garner SZ EXTRA
Derbe Streiche eines Holzkopfes -
Pinocchio in der Tafelhalle Nürnberg........................
Um es kurz zu machen: Die Lesung mit Live-Musik für Kinder ab fünf Jahren ist so hochklassig, wie man es sich beim Durchlesen des Info-Flyers ausgemalt hat. Mit vollem Körpereinsatz liest und lebt Stefan Wilkening Carlo Collodis unsterbliche Geschichte. In kurzen Hosen wuselt der Mann vom Bayerischen Staatsschauspiel in München mit dem Buch in der Hand quer über die Bühne und weiß genau um den Unterschied zwischen Witz und Klamauk. Fein ist sein Gespür für Nuancen in Collodis Text, jeder Figur verpasst Wilkening eine ureigene Stimme.
Die obligatorischen Spezialisten in den ersten Reihen, die den Kinderbuchklassiker in- und auswendig kennen und mit diesem Wissen nicht hinterm Beg halten, werden derart charmant in die Show mit einbezogen, dass einem das Herz aufgeht. Da pfeift man doch auf die Wand, die einem Kindertheater so oft fehlt!
Die Geschichte von Pinocchio gibt es hier nicht als weichgespülten Kinderkitsch, sondern zum Teil in der sehr derben Originalversion, die auch die egoistischen und jähzornigen Seiten des Holzkaspers nicht ausspart. wenn der Held mit dem Hammer nach der Besserwissergrille wirft und das Insekt daraufhin zermatscht an der Wand klebt, legt sich manche Erwachsenenstirn in Falten. Aber echte Märchen sind nun mal kein Ponyhof.
Parallel zur Lesung sorgt ein Live-Trio für den kongenialen, jazzigen Soundtrack (Stefan Blum). Famos, wie mit ausnotierter Musik, mit improvisierten Tönen oder auch nur mit einer simplen Säge die Geschichte begleitet und untermalt wird. Auch hier blickt man ausschließlich in lachende Gesichter... .
Nürnberger Nachrichten